Um des kleinen Lebens willen: Zurück zu Harke und Besen – eine Absage an den Laubbläser
von Benno Schlicht
In Anlehnung an einen kritischen Radiobeitrag, den ich vor einiger Zeit hörte, möchte ich mich heute aus gegebenem Anlaß (denn es ist die hohe Zeit des fallenden Laubes) in einer kurzen Anmerkung, einem Aufmerksammachen der zumeist gedankenlosen Nutzung und vielfach zerstörerischen Wirkung von Laubbläsern widmen, im Interesse des Schutzes kleiner und kleinster Tiere und derer Lebensräume.
Wenn Sie das nächste Mal beabsichtigen, dem Laub in ihrem Garten, auf und unter Ihren Hecken oder vor Ihrem Garagentor zuleibe zu rücken und nach Ihrem Laubbläser greifen, dann halten Sie bitte kurz inne und bedenken Sie: Der ach so bequeme Gebrauch dieser Geräte –und je leistungsfähiger, desto nachhaltiger– zerstört kleine und kleinste Strukturen, kleines und kleinstes Leben. Dabei brauchen diese Insekten und Spinnentiere doch endlich einmal unseren Schutz, unsere Solidarität, ja! Mit Feindschaft haben wir sie lange genug überzogen, oder meinen Sie nicht? Man braucht keine besondere Phantasie, um sich auszumalen, wie dieser harte, unerbittliche Luftstrahl auch an Stellen, an die man mit der Harke oder dem Besen nie herankäme, winzige Nester und Gespinste zerfetzt, wie er unter Steine und in Ritzen fährt und dort frei von jeglichem Nutzen ganze Lebensräume zerstört, filigranste Behausungen vernichtet und eigentlich verborgene, geschützte Überwinterungseckchen verwüstet, und auch das darin wohnende, so rührend wuselige Leben nicht verschont. Denn wir dürfen nicht glauben, so ein kleines, feines Spinnchen hätte eine große Chance, solch eine plötzliche, massive und letztlich verheerende Attacke zu überleben.
Im Übrigen leiden auch weitere, größere Gartenbewohner unter unserem Tun, Igel beispielsweise, denen Laubhaufen zum Überwintern fehlen, und die Vögel, denen wir mit unserem Ordnungssinn einen Teil ihrer Nahrungsgrundlage entziehen. Und wozu das? Müssen unsere Gärten und Hecken so geleckt aussehen, so laubfrei und aufgeräumt? Ist das wichtig für unser seelisches Gleichgewicht? Welche Wut, welche Panik treibt uns da an, welches verquere (Rest-) Naturverständnis? Warum scheinen wir es nicht ertragen zu können, den Dingen bisweilen ihren guten, alten Lauf zu lassen? Es mag ja sein, daß besagte Geräte manche Arbeiten erleichtern – aber sollte das allein unser Handeln bestimmen? Glyphosat macht die Feldarbeit auch leichter. Wollen wir´s also weiter auf die Äcker sprühen?
In diesem Sinne (und sofern Sie überhaupt ein solches Gerät besitzen): Halten Sie kurz inne beim nächsten Mal, und überlegen Sie, ob sich die Sache nicht auch mit Harke und Besen regeln ließe. Und so ganz nebenbei: Über die so erfreuliche Gewißheit hinaus, jenen einfachen und doch so wichtigen Beitrag zum Erhalt der Lebendigkeit im Kleinen geleistet zu haben, ersparen Sie sich selbst, Ihren Nachbarn und unserer immer vielfältiger gestreßten Umwelt ein weiteres, in den meisten Fällen vollkommen unnötiges, nervtötendes Geräusch. Ist das nichts?